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  • Das Fußball-Management hat sich verbessert.
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Small City Liga?

Jeder Fußballfan in Deutschland hat vom vermeintlichen „Big City Club“ Hertha BSC Berlin gehört. Wie wir wissen, hat man es dort trotz erheblicher Investorengelder nicht geschafft, sportlich aufzusteigen. Erfolgreicher unterwegs ist in der Hauptstadt tatsächlich der 1. FC Union Berlin. Doch wie sieht es bei den anderen deutschen Großstädten aus?

Unsere Abbildung zeigt die zwanzig einwohnerstärksten Städte Deutschlands. Für jede Stadt sehen wir die Bevölkerung im Jahr 2020 sowie die Spielklasse des höchsten Fußballvereines: grün steht für Bundesliga, blau für zweite Liga, grau für dritte Liga und rot für Regionalliga.

Die zwanzig größten deutschen Städte und ihre Fussballclubs nach Ligazugehörigkeit

Nur rund die Hälfte der aktuellen Bundesligisten (es sind zehn, da Berlin zwei aufweist) sind in einer Top-20 deutschen Stadt ansässig. Auffallend viele deutsche Großstädte hatten einmal einen Bundeslisten in der Vergangenheit, aber sind derzeit nicht mehr in der höchsten Liga vertreten. Dazu zählen Hamburg, Düsseldorf und Essen aus den Top-10. Im Gegenzug gibt es derzeit mehrere Bundesligisten aus relativ kleinen Städten wie Augsburg, Fürth, Wolfsburg und insbesondere Hoffenheim.

Große Städte haben zahlreiche Vorteile als Standort für Fußballklubs im Vergleich mit kleineren Städten. Zunächst ist das Fanpotential und damit die erreichbare Zuschauerzahl größer. Es gibt in der Regel auch umsatzstärkere lokale Firmen, welche als Sponsoren infrage kommen. Außerdem werden Clubs oftmals auf verschiedene Weise durch den Staat unterstützt und große Städte haben mehr Möglichkeiten bei der Unterstützung.

Zudem sind Großstädte im Zweifel attraktiver für die Spieler. Diese bevorzugen es als vermögende Personen in angesagten Orten zu wohnen. Das ist für Clubs aus kleineren oder ärmeren Städten ein Problem. Beispielsweise haben die Dokumente von Football Leaks gezeigt, dass bei der TSG 1899 Hoffenheim vertraglich festgelegt wurde, dass Spieler „sich (mit ihrer Familie) in Sinsheim oder der näheren Umgebung niederlassen“ müssen. So sollen lange Anreisen zum Training – etwa aus dem beliebteren Wohnort Frankfurt – verhindert werden. Aufsehen erregt in diesem Zusammenhang Jens Lehmann, als er im Jahr 2008 von seinem Wohnort am Starnberger See mit dem Helikopter zum Training beim VfB Stuttgart flog. Solche Eskapaden freuen zwar einige Medien, aber generell kommt so etwas schlecht in der Öffentlichkeit an.

Kleine Städte bieten also tendenziell schlechtere Rahmenbedingungen für einen Fußballklub. Die Tatsache, dass derzeit viele deutsche Großstädte keinen Bundesligisten stellen, schwächt somit den Wettbewerb innerhalb der Liga. Uli Hoeneß verwies auf diese Problematik zuletzt im 11 Leben Podcast. Einzig Hamburg könne mit München als Standort mithalten, aber das dortige Fußball-Missmanagement hat einen Erfolg des HSV nachhaltig verhindert.

Es ergibt sich noch eine weitere Erkenntnis aus der Abbildung. Die oftmals beklagte Tatsache, dass ostdeutsche Vereine unterrepräsentiert sind in der Bundesliga, lässt sich ebenfalls mit den Einwohnerzahlen der Städte in Verbindung setzen. Außer Leipzig und Dresden (und in Teilen Berlin) gibt es keine ostdeutsche Stadt unter den Top-20. Da diese zudem oftmals eher struktur- und einkommensschwach sind, fällt es Fußballvereinen dort ungleich schwerer, im Wettbewerb mit westdeutschen Rivalen zu bestehen. Sowohl der VfB Leipzig (letztmals erstklassig im Jahr 1994) als auch Dresden (1995), Rostock (2008) und Cottbus (2009) haben sich nach und nach aus der Bundesliga verabschiedet.

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